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Wandsbek BLOG

Rückkehr der Wandsbeker Löwen

Passend zum Wandsbek BLOG erscheint heute die Nachricht, dass die Originale der Wandsbeker Löwen wieder im WBZ Schloßgarten 9 öffentlich zugänglich sind.

Wochenblatt Artikel.

Wandsbeker Spurensuche

Erhalten oder Abreissen?

Zumindest den Ruf der Abrissstadt scheint Wandsbek mit Hamburg zu teilen und doch scheint hier vieles anders als in Hamburg zu sein:

Wie Herr Ritscher im Abendblatt berichtete geht die CDU und die Linke eine Koalition für den Abriss der wenigen noch erhaltenen alten Strukturen - für den Wohnungsbau - ein.

Dagegen  möchten die Grünen und die SPD zusammen mit Historikern und Stadtsoziologen den identitätsstiftenden Charakter alter Gebäude erhalten.

 Wir nehmen das zum Anlass uns auf die Suche nach "identitätsstiftenden" Zeugnissen Wandsbeker Geschichte und Geschichten zu machen:

der älteste Grenzstein auf - heute - Hamburger Boden
Rantzau Stein von 1573

Kleiner Grenzverkehr und "Las Vegas" des Nordens

Das älteste noch erhaltene Zeugnis ist der Grenzstein in der Nähe des Mühlenteiches. Hier soll sich auch der Witwensitz der Baroness von Kielmannsegg aus dem 1670 iger Jahren befunden haben. Davon ist leider nichts mehr erhalten, ausser dem zweifelhaften Ruf, den Wandsbek durch ihr Tun bekommen hat:

Die Dame benötigte damals so viel Geld, dass sie ein eigenes Wandsbeker "Geschäftsmodell" erschuf:  "... ehelustige Paare, die aus guten Gründen anderswo nicht getraut werden konnten, .. ...erhielten hier gegen klingende Münze den kirchlichen Segen...."

Pfand, das nach zwei Jahren nicht eingelöst wurde, durfte in Wandsbek verkauft werden.

Wandsbek wurde zum El Dorado für Hehler - und dem nicht genug - gewährte sie Schuldnern Asyl vor Ihren Gläubigern.

Spielhöllen und Vergnügungsstätten wurden an der Grenze zu Hamburg eingerichtet - Wandsbek hatte schnell einen unrühmlichen Ruf und es wurde zum geflügelten Begriff:

"Dat gelt to Wandsbek"

Puvogel Brunnen und Stormarn Haus
Puvogel Brunnen und Stormarn Haus

Stormarn und Puvogel

Begeben wir uns ins heutige Zentrum des Stadtteiles, werden wir mit einem  verkehrsumtobten Platz konfrontiert. Hier wurde ein kleiner Park zum Gedenken an wichtige Persönlichkeiten der Wandsbeker Geschichte angelegt. Größtes Denkmal ist der  Puvogelbrunnen, benannt nach dem Bürgermeister Puvogel (1836-1907). Er war Redakteur, Herausgeber und Drucker des "Wandsbeker Botens".

Literatur ist für den - heute Hamburger Stadtteil - das identitätsstiftende Element und hat den Vorteil nicht so vergänglich zu sein wie Gebäude.

Eines der wenigen erhaltenen steinernen Zeugnisse ist das Stormarnhaus. 1921 - 1923 von Fritz Höger, dem Architekten des Chilehauses erbaut, war es zuerst Sitz der Kreisverwaltung Stormarns und ab 1949 Bezirksamt des Stadtteiles. Leider wurde es vor einigen Jahren, zur schnellen Geldgewinnung an einen Privatinvestor verkauft und von der Verwaltung zurückgemietet. 

Verkehrsinsel mit Büsten

Im kleinen "Puvogelpark"  findet man auch die Büsten zweier Personen, die für den Stadtteil  von Bedeutung waren: Rechts die Büste von Heinrich Rantzau, der nur wenige Meter entfernt, 1568 die erste "Wandesburg" als Wasserschloss errichten lies. Rantzau war ein äusserst erfolgreicher Geschäftsmann, der das erheiratete Vermögen seiner Frau zu mehren wusste. Standesgemäß war er Förderer der "Künste" und Wissenschaft.

So lies er Tycho Brahe nach Wandsbek kommen, der im Schloßturm eine Sternwarte einrichtete und das Universum erkundete. Mit seiner Forschung veränderte er das damalige Weltbild massgeblich. Auch dies ein Beispiel, dass von Wandsbek wichtige literarische, künstlerische und wissenschaftliche Impulse ausgingen. 

Schimmelmann Mausoleum
Schimmelmann Mausoleum

unrühmliche Geschichte Wandsbeks 

Auf der anderen Seite der Sechsspurigen Verkehrsschneise, versteckt hinter schlichten Nachkriegsbauten, steht eines der bedeutensten Monumente Wandsbeker Geschichte:

Das selbstbewußte Mausoleum eines heute umstrittenen Gutsbesitzers.

Heinrich Carl Graf von Schimmelmann, ab 1762 Eigentümer Wandsbeks, der sich mit der Grabstelle ein Denkmal setzte, war zu seiner Zeit einer der reichsten Männer Europas und verdiente sein Vermögen durch  Dreieckshandel:  Katun, Waffen, Alkohol lieferte er nach Afrika, tauschte dies gegen Sklaven, die er wiederum nach Südamerika verschiffte, um dort die Rohstoffe für die Produktion von Katun, Waffen und Alkohol produzieren zu lassen.

Der Reichtum Wandsbeks gründete sich auf Blut und Tränen.

Claudius Stein
Claudius Stein

Claudius Gedenkstein

Wohl kaum ein anderer war für Wandsbek so wichtig wie Matthias Claudius, der 1771 die Zeitung den "Wandsbeker Bothen" herausgab. Eine der besten Zeitungen der damaligen Zeit, in der Gelehrte wie Klopstock, Lessing und Goethe veröffentlichten.

Sein Markenzeichen - der Hut, der Stock, die Tasche - wurde zum Wandsbeker Wappen.

Im "Gehölz" steht heute der Gedenkstein, der 1840 zum 100. Geburtstag von Matthias Claudius, ursprünglich im Schloßpark aufgestellt wurde.

Eines seiner bekanntesten Gedichte ist das Abendlied:

"Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;...

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste..."

 

Auch nach 300 Jahren passen diese Verse zu unserem kleinen Rundgang.

Wandsbeker Gehölz
Wandsbeker Gehölz

Eine "Bürgerinitiative" im 19. Jahrhundert 

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein echter Hamburger Pfeffersack Herr Carstenn zum Gutsbesitzer und machte sich sofort daran den herrlichen Schloßpark und das Schloß dem Erboden gleich zu machen und Parzellen zur Spekulation anzulegen.

Als er auch noch begann die grüne Lunge des Gutes - das Gehölze - zu bebauen, regte sich Widerstand. Einmalig zu damaliger Zeit schloßen sich die "Eingesessenen" zusammen und erwarben das sogenannte Gehölz um es der Nachwelt zu erhalten. Sie verschuldeten sich über Generationen um "Lebensqaulität" langfristig zu sichern und das in einer Zeit in der Wachstum, Industrialisierung und Fortschritt im Vodergrund stand.

Das sollten sich heutige Generationen vor Augen halten.

Das veschwundene Hunnendenkmal

Vom "Gehölz" um die Ecke schreitend, stösst man auf das eindrucksvolle Gebäude der Boveschule. Hier soll das expressive Hunnendenkmal von Oskar Erich Hösel aus dem Jahre 1895 stehen. Seit 1929 befand es sich als Leihgabe des preußischen Ministeriums im Schulhof. Heute steht man erstaunt vor einem leeren Sockel und einem roten, verwitterten Schild auf dem steht: "...Es stellt einen Hunnenkrieger dar, dessen Pferd vor einem Torenschädel scheut, ein sehenswertes Kunstwerk..."

- Nur leider nicht hier!

Auf Nachfrage wird einem mitgeteilt, dass aus Angst vor Metalldieben, das Brozedenkmal wieder nach Berlin "zurückgegeben" wurde.  

Wandsbeker Terassen

Nur wenige hundert Meter von der Schule entfernt befindet sich ein Stück altes Wandsbek und mitten drin die  ca. 115 Jahre alten Josephsterrassen.

Ein Beispiel, dass nicht nur Hamburg Arbeiterwohnungen nach englischen Vorbild errichtete, sondern auch das Stormarnsche Wandsbek britischem Beispiel mit den sogenannten "Terassen" nacheiferte.

Um diese Terassen ist nun ein Streit entbrannt. Die Eigentümer möchten abreissen und größer bauen, die Anwohner kämpfen um den Erhalt der Insel im Einerlei der Umgebung.

Den Englische Einfluß sieht man auch in der Böhmerstraße 20 - Joseph Morewood (1757 - 1841) ließ hier aus seinem Nachlass ein Altersstift errichten. Im Vordergebäude befindet sich heute das Heimatmuseum. In den Rückgebäuden erkennt man noch die Ursprungsstruktur der Buden.

Der Besuch des Museums lohnt sich vor allem, da in ihm das Wandsbeker Schloß - zumindest noch als Modell - bewundert werden kann.

Wandsbeker Schloß

Wandsbeks Geschichte ist geprägt von feudalen Gutsherrren.  Wie es sich für den Adel gehörte, errichteten Sie repräsentative Schlösser zur Selbstdarstellung. Rantzau errichtete die Wandesburg als Wasserschloß im Renaissancestil. Schimmelmann ließ dieses bis auf den Turm abreissen und gab ein klassizistisches Schloß in Auftrag: "prächtig und modern."

Dies Gutshaus sollte andere adlige Häuser Dänemarks in den Schatten stellen. 

Auch der französisch geprägte Wandsbeker Schloßpark konnte sich sehen lassen.

Doch der Hamburger Kaufmann Johann Carstenn hatte wohl keinen Zugang zu den feudalen Ursprüngen Wandsbeks. Als er den Gutshof 1857 kaufte, lies er sowohl Schloß als auch Park rücksichtslos niederlegen, um die Grundstücke gewinnbringend zu veräußern.     

Forscht man nach der Adresse des früheren Schloßstandortes wird man auf die Adresse "Schloßgarten 15" verwiesen - und steht staunend vor einem schlichten Wohnhaus aus den 1950er Jahren.

Das Gelbe Klinkerhaus wurde nach dem zweiten Weltkrieg von dem Notar Schünemann  an der Stelle des Schloßes errichtet. Als dieser 2002 verstarb entdeckten seine Erben in der Garage einen Eimer in dem sich Eisenteile und Steinfragmente - also Reste des Wandsbeker Schlosses - befanden. Diese "Schloß im Eimer" kann heute im Heimatmuseum begutachtet werden.

Vasen am "Schloßgarten"

Geht man die kleine Straße "Schloßgarten" zum Marktplatz hinauf, flankieren zwei Sandsteinvasen den Fussgängerüberweg. Sie wurden 1757 von Heinrich Carl Schimmelmann per Schiff von Dresden die Elbe hinunter nach Wandsbek gebracht und sind mit zwei Löwenfiguren und einer Attika die letzten Zeugnisse des Schlosses.

Wandsbeker Löwen

Hinter den Sandsteinvasen wurden die - mit Kanonenkugeln spielenden - Sandsteinlöwen aufgestellt. Sie säumten einst die Auffahrt zum Wandsbeker Schloß.

Heute bilden sie den Eingang zum Wandsbeker Markt, der sich auf das "Geschäftsmodell" der Baronesse gründete und der weit über seine Grenzen als Oster-, Pfingst-, Pflaumen- und Pferdemarkt bekannt und berüchtigt war.

Zusammen mit den modernen Skulpturen von Claudius und einer lesenden Dame, erinnern  die Vasen und die Löwen an die Geschichte der einst so bedeutenden Stadt in Stormarn.

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